Ich bilde mir kein Urteil. Mein Statement ist nicht personenbezogen sondern inhaltlich.
Die Zahl der vermasselten Insolvenzverfahren nimmt zu. Grund ist der Mangel an Information in der Beratung. Viele wissen faktisch nichts über den Ablauf der Parallelverfahren (Insolvenz- und RSB-Verfahren). Viele kennen nicht einmal die Obliegenheiten im RSB Verfahren. Die klassische Schuldnerberatung beschränkt sich wegen personeller und zeitlicher Überlastung zunehmend auf das aller nötigste an Information in den Beratungen.
Die Insolvenz ist längst kein Ereignis der "Armutsschuldner" mehr, denen der Zugang zu (kostenpflichtiger) Beratung nicht möglich ist. Viele Schuldner sind Gutverdiener und haben Vermögen, das ohnehin im Insolvenzverfahren verloren geht. Es gibt daher längst ein Umdenken hinsichtlich der Kostenfrage. Selbst Caritas, AWO etc. kassiert bereits bei Selbständigen und Gutverdienern ab.
Es ist m.E. nicht wirklich ratsam in öffentlichen Foren dazu aufzurufen, die Insolvenz im Alleingang zu starten. Es mag einige geben, die sich hinreichend selbst informieren, sich die Zeit nehmen, ein kleines Selbststudium zur Insolvenz zu absolvieren. Die meisten jedoch nicht.
Wenn ich persönlich ein Insolvenzverfahren zu durchlaufen hätte, würde ich mir nicht wie auf dem Bazar die Frage stelle, wo bekomme ich das billigste Angebot, sondern eher, wo bekomme ich die beste Beratung und Hilfestellung in meiner persönlichen Situation. Und dann würde ich abwägen, ob ich mir das leisten kann und will.
All diese Diskussionen beschränken sich auf die Erstberatung und Antragshilfe. Es wird kaum darüber gesprochen, in wie weit eine Nachbetreuung im eröffneten Insolvenzverfahren erfolgt. Mit der Antragstellung endet oftmals auch die Beratung. Es sollte deshalb – gleich wo man sich hin wendet – genau dieser Punkt besprochen werden: Was ist nach der Antragstellung? Was ist im "Tarif"enthalten?
Und weil das in der Regel nicht der Fall ist, kennen wir die Antworten: Dann kommt ein IV/TH der sich um alles kümmert
Gut dass es gute Foren gibt, die sich dann wirklich engagiert kümmern.
Ob Steven bei dem ausgesuchten Berater gut aufgehoben ist, weiss ich nicht.
Ich würde überlegen, ob in der Beratung folgendes abgeklopft wurde:
a) Wer muss für welche Verbindlichkeiten einstehen
b) Ist ein Regel- oder Verbraucherinsolvenzverfahren erforderlich
c) Gibt es Aussichten auf eine außergerichtliche Einigung, ggf. durch ein Schuldenbereinigungsplanverfahren und wenn ja, was sollte der AEV vorsehen
d) Wurde mögl. Versagungsgründe nach § 290 InsO geprüft
e) Gibt es Forderungen, die von der RSB ausgenommen sind
f) Wurden die Klassiker durchgesprochen, die Auswirkungen der Eröffnung hinsichtlich der existentiellen Verträge wie Mietvertrag insb. bei GenO-Wohnungen / Strom / Krankkasse / Altersvorsorge / Auto / etc.
g) Gibt es dritte Personen, die betroffen sein könnten (Bürgen etc.)
h) Wurde der Ablauf eines Insolvenz-/RSB-Verfahren erklärt und auf die Obliegenheiten im RSB-Verfahren gen, § 295 InsO hingewiesen.
i) Wurde auf eigene Fragen kompetent geantwortet
usw.