Private Insolvenz und Behinderung
Insolvenzen heute immer unrealistischer
Mit Erschrecken lese ich hier zahlreiche Beiträge.
Und erkenne in vielen eine Geschichte voller Verzweiflung, voller Kampf und eine unendliche Zermürbung.
Aber ich stelle auch fest, dass diese Plattform zur Plattform labernder Dummschätzer mutiert ist, die mit ungelebtem Pseudowissen eigene Meinungen als allein richtig bereits geschädigten Menschen glauben, um die Ohren hauen zu können.
Ungelebt, unreflektiert und im Grunde nur dem eigenen kleinen Ego dienend.
Und der, leider gängigen Meinung angeschlossen, insolvente Menschen zu Schuldnern und Sünder abstempeln zu müssen.
Etwas, was unsere Un-Rechtsprechung doch bereits zur Genüge geschafft hat.
Gebrannt markte Menschen, deren größter Wortschatz die eigene Unsicherheit immer wiederholt in der ständigen Frage: Darf ich- bekundet.
In keiner Plattform wird das verunsicherte Wort: Darf ich- so oft verwendet.
Während in zahlreichen Ländern private Insolvenzen in wesentlich kürzere Zeit abgehandelt sind, bedient sich unser Staat sechs lange Jahre unserem Geld, aber noch viel schlimmer- unserer Seele.
Im Mittelpunkt steht nicht, wie es sein sollte, der betroffene Mensch, sondern der Gläubiger.
Der zudem oft gebrandmarkt zusätzlich in den Dreck gedrückt wird.
Kein Gläubiger, der wirklich auf sein Geld angewiesen ist, beteiligt sich an Insolvenzen.
Denn der geschuldete Betrag ist längst verbucht.
Wieso wird hier nicht mehr darauf geachtet, das dem Betroffene -kein Sünder oder Schuldner, die Hand gereicht wird, warum wird nicht von Seiten der Justiz darauf geachtet, ihn zu stärken, sondern kontrolliert wie kleine entmündigte Kinder alles getan, um ihn in Abhängigkeit und brav dienend zu halten und ihn ständig seine Sünde büsen zu lassen.
Mir sind viele Betroffene begegnet, die, wie die meisten, kein Geld zum Fenster geworfen haben, sondern aufgrund der politischen Unfähigkeiten und der un-boomenden Wirtschaftslage in unendliche Not geraten sind... und die wenigsten haben sich die Fäustchen gerieben und über die beginnende Insolvenz gefreut.
Die meisten sind gerannt, haben alles versucht, abzuwehren und wurden mehr abgewimmelt, als angenommen.
Und sühnen nun die Fehler einer löcher haften Gesellschaft.
Ich bin Menschen begegnet, die keinen Hehl daraus machen, Hintertürchen zu suchen, Familienangehörige die entzogenen Güter tragen zu lassen- wie anders soll es denn sonst gehen.
Chefs, die über die 990 Euro Grenze Löhne hinter der Hand ausgezahlt haben.
Wer kennt nicht die Tricks- sind das denn alles ungehorsame Menschen, oder Kämpfer um den Erhalt eigener Regie und einem Rest von Lebensqualität.
Wer soll einem Menschen das verdenken.
Oder Menschen, die ihre Arbeit einstellen-müssen.
Als Betroffene, die zudem mit einer 90% igen Behinderung ganz andere Lebensvorgaben hat, werde auch ich in die nicht haltbare Schublade bekannter Insolvenzsünder gebastelt- und dem ständigen Druck ausgesetzt, eine zusätzlich zu meiner Rente, natürlich benötigte Hinzuverdienst zu suchen.
Nur egal welchen?
Meine Vorgaben sind meine Gesundheit, die engmaschigen BFA Gesetze- unvereinbar mit den meisten Jobs- zudem habe ich eine viel zu hohe Qualifikation, um in einem Call Center Lose der Süddeutschen Klassenlotterie zu verkaufen.
Auch ich erlebe, als aufgeklärter Insolvenzler, Druck, erlebe Zwang, den ständige Versuch, mich, unabhängig der Rentenvorgabe in irgendeinen Job zu drängen- ich erlebe es, klein gemacht zu werden, meine Arbeitgeber informiert zu sehen- eine zusätzlich willkommene Möglichkeit für Firmen, meiner Person keine andere Beachtung zu schenken, als die der Unzuverlässigen Person.
Mein größtes Problem ist mein Auto- denn meinen noch fast neuen Fiat -3 Jahre und als Behindertenfahrzeug deklariert-musste ich hergeben und in eine uralt Schrottlaube eintauschen, die in dem einen Jahr mehr an Reparaturen gekostet hat, als ich aufbringen konnte und nun dabei ist, sich zu verabschieden.
Während meine Behinderung gerade, wie ein Rollstuhlfahrer seinen Rolli, ein Fahrzeug unabdingbar macht.
Ohne das ich zu keinem Arzt, zu keinem Einkaufsladen, und zu keiner Arbeitsstelle komme.
Für einen behinderten Menschen, der keine Form familiärer Bindung mehr hat , der er solche Themen aufs Auge drücken kann und komplett auf sich alleine gestellt ist, ein Fiasko und ein Widerspruch zum Geforderten-
Aber- wie heißt es: ein bißchen Strafe muss sein?
Für mich würde das ein Pflegeheim bedeuten und damit erneut einem anderen Gesetz widersprechen- und kein erarbeitetes Geld mehr für irgendwelche Gläubiger.
Es wird in nicht allzu langer Zeit nicht zu umgehen sein, dass bestimmte Menschen keine Insolvenzen mehr in Anspruch nehmen können.
Oder es wird zu Doppelinsolvenzen kommen.
Denn wie viele Schulden sind von außen gemachte Schulden, die gerade in der 6 Jahre langen Zeit nicht vermeidbar sind.
Und auch dann ist es eine unrichtische Aussage, des Neustarts.
Denn welche Firma oder Bank speichert keine Personendaten und weiß auch nach diesen Jahren um die vergangene Insolvenz.
Und es ist ebenso unrichtig, dass nach der Zeit die Schufa kein Zeugnis vergangene Jahre mehr aufweist.
Ich habe keine Lust mehr zu lügen und Interesse zu heucheln, in 6 Jahren schuldenfrei zu sein- denn das bin ich nicht.
Für mich als behinderter Mensch ändert sich damit- außer einer geringen monatlichen Rückzahlung, die auch erst nach Tilgung der Gerichtskosten wegfällt, nichts.
Und ab einem gewissen Alter wird keiner mehr die große Karriere anstreben.
Also, aus welcher Ecke soll ich meine Motivation zerren.
Es wird Zeit, private Insolvenzen komplett umzustrukturieren.
Den betroffenen Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und ihn selbstbewusst zu stärken. Und nicht als gläsernes nickendes Äffchen gefügig halten zu wollen, um noch mehr Kontrolle auszuüben.
Es wird Zeit, enges und oft realitätsfremdes Schubladendenken durch Individualität zu ersetzen und es wird Zeit, Gesetze für die Menschen zu machen und keine: Menschen für die Gesetze zu formen.
Vorwürfe und Aussagen durch Fragen zu ersetzen.
Das nennt man Bewusstsein und Reife und gerade das wird von insolventen Menschen gefordert, auf der anderen Seite aber vergessen.
Dann wird das Wort: Darf ich, auch hier ersetzt durch das, was auf der anderen Seite gefordert wird.
Eigenveranwortung starker und selbstbewusster Menschen, die gemeinsam mit ihren Insolvenzberater gangbare Wege erarbeiten und wirklich Kraft und Motivation aufbringen, Situationen anders zu gestalten.
Denn gerade das Wort Integration ist derzeit zwar in aller Munde, sollte aber nicht nur auf ausländische Mitbüger gemünzt werden.